Christus ist hinabgestiegen zu den Toten
Katechismus der Katholischen Kirche.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 17. April 2014 um 23:06 Uhr
Sonne und Wolken
»Die häufigen Aussagen des Neuen Testamentes, wonach Jesus „von den Toten auferweckt” worden ist (Apg 3,15; Röm 8,11; 1 Kor 15,20), setzen voraus, daß er vor der Auferstehung am Aufenthaltsort der Toten geweilt hat [Vgl. Hebr 13,20.]. Das ist der erste Sinn, den die Predigt der Apostel dem Abstieg Jesu in die Unterwelt gab: Jesus erlitt wie alle Menschen den Tod und begab sich der Seele nach zum Aufenthaltsort der Toten. Aber er stieg in diesen hinab als Retter und verkündete den Seelen, die dort festgehalten wurden, die Frohbotschaft [Vgl. 1 Petr 3,18-19..].
Die Schrift nennt den Aufenthaltsort der Toten, zu dem Christus nach dem Tod hinabgestiegen ist, „Hölle”, „Scheol” oder „Hades” [Vgl. Phil 2,10; Apg 2,24; Offb 1,18; Eph 4,9.], denn diejenigen, die sich darin aufhalten, entbehren der Anschauung Gottes [Vgl. Ps 6,6; 88,11-13.]. Das war vor dem Kommen des Erlösers bei allen Toten der Fall, ob sie nun böse oder gerecht waren [Vgl. Ps 89,49; 1 Sam 28,19; Ez 32,17-32.]. Das will jedoch nicht besagen, daß alle das gleiche Los hatten. Jesus zeigt uns das im Gleichnis vom armen Lazarus, der „in den Schoß Abrahams” aufgenommen wird [Vgl. Lk 16,22-26.]. „Die Seelen der Gerechten, die in Abrahams Schoß den Heiland erwarteten, hat Christus der Herr bei seinem Abstieg in die Hölle befreit” (Catech. R. 1,6,3). Jesus ist nicht in die Unterwelt hinabgestiegen, um die Verdammten daraus zu befreien [Vgl. Syn. v. Rom 745: DS 587.], und auch nicht, um die Hölle, den Ort der Verdammung, aufzuheben [Vgl. DS 1011; 1077.], sondern um die Gerechten zu befreien, die vor ihm gelebt hatten [Vgl. 4. Syn. v. Toledo 625: DS 485;vgl. auch Mt 27,52-53.].
„Auch Toten ist das Evangelium … verkündet worden” (1 Petr 4,6). Im Abstieg zu den Toten vollendete sich die Verkündigung der frohen Botschaft vom Heil. Er ist die letzte Phase der messianischen Sendung Jesu – eine der Zeitdauer nach sehr knappe, aber ihrer Bedeutung nach unermeßliche Phase: die Ausweitung des Erlösungswerkes auf alle Menschen aller Zeiten und aller Orte, denn allen Geretteten wurde die Erlösung zuteil. Christus ist somit in die Tiefe des Todes hinabgestiegen [Vgl. Mt 12,40; Röm 10,7; Eph 4,9.], damit „die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören …; und alle, die sie hören, leben” (Joh 5,25). Jesus, der „Urheber des Lebens” (Apg 3,15), ist gekommen, „um den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren” (Hebr 2,14-15). Der auferweckte Christus hat nun „die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt” in Händen (Offb 1,18), und „im Himmel, auf der Erde und unter der Erde” beugen alle „ihre Knie vor dem Namen Jesu” (Phil 2,10).
„Tiefes Schweigen herrscht heute auf Erden, tiefes Schweigen und Stille. Tiefes Schweigen, weil der König ruht. Furcht hat die Erde gepackt und sie ist verstummt, weil Gott – im Fleisch – in Schlaf gesunken ist und Menschen aufgeweckt hat, die seit unvordenklicher Zeit schliefen … Er geht auf die Suche nach Adam, unserem Stammvater, nach dem verlorenen Schaf. Besuchen will er, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes. Er kommt, um den gefangenen Adam und die mitgefangene Eva von ihren Schmerzen zu erlösen, er, der zugleich ihr Gott und ihr Sohn ist … ‚Deinetwegen wurde ich dein Sohn, ich, dein Gott … Wach auf, Schläfer… Ich habe dich nicht geschaffen, damit du im Gefängnis der Unterwelt festgehalten wirst. Steh auf von den Toten! Ich bin das Leben der Toten” (Alte Homilie zum Karsamstag).«
Textquelle: KKK [632-635]
Foto: Sonne und Wolken – Bildquelle: Kathnews