„Kein vom Menschen gemachtes Kunstwerk“
Regensburg: Faksimile des Turiner Grabtuches beim Aschermittwoch der Künstler
10. FEBRUAR 2016
WIKIMEDIA COMMONS, Public Domain
Eigentlich hätte das weltberühmte Grabtuch von Turin 1898 endgültig auf der „Müllhalde der Fälschungen“ verschwinden sollen. Doch auf dem Negativ der Fotoplatte, die zur Dokumentation angefertigt worden war, zeigte sich Unglaubliches. Ein viel deutlicheres Gesicht war zu erkennen, ja, Abdrücke eines Gesichts, das den Betrachter mit seinem Blick zu durchdringen scheint. Für viele wurde es zum Antlitz Christi und prägte von da an zahlreiche ikonographische Darstellungen.
Heute ist das Turiner Grabtuch das meistuntersuchteste Objekt der Geschichte. Es ist „kein vom Menschen gemachtes Kunstwerk“, bekräftigt der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Alle Versuche, es als Fälschung zu entlarven, sind gescheitert und die Gründe, die für seine Authentizität sprechen, sind schlagkräftig: Kopfverletzungen durch eine Dornenkrone, hunderte Geiselhiebe auf dem Rücken, keine Verwesungsspuren des Leichnams und dennoch besteht wegen der nachweisbaren Totenstarre kein Zweifel am wahren Tod des Mannes – um nur einige der Kriterien zu nennen. „Zumindest gibt das Tuch zu denken“, sagt Bischof Voderholzer: „Wenn es echt ist, bezeugt es eine unglaubliche Hoffnung, die Hoffnung, die die Fastenzeit prägt und im Osterfest verkündigt wird.“
Eine Nachbildung des Tuches wird in den kommenden Wochen durch die gesamte Diözese reisen. Seine erste Station fand es in der Regensburger Kirche St. Andreas. Beim Gottesdienst zum Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler stellte Bischof Voderholzer die Nachbildung zum ersten Mal vor. Den Mitfeiernden wurde das Aschekreuz als Zeichen der Vergänglichkeit auf die Stirn gelegt.
Ein Faksimile des Turiner Grabtuches reist durch das Bistum
Mit den Worten „Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit“ hat Papst Franziskus im Dezember das Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Dieses Antlitz Christi, das sich womöglich auf dem Grabtuch abbildet, wird bis zum Christkönigssonntag durch das Bistum Regensburg reisen und zwar in Form eines Faksimiles, das Bischof Rudolf Voderholzer erworben hat. Es kann zur Meditation und Bildungsarbeit verwendet werden und eignet sich wegen seiner Verbindung von Tod und Auferstehung besonders für die Vorbereitungszeit bis Ostern. Alle Pfarreien und Einrichtungen, wie beispielsweise Schulen, Orden oder Verbände, haben während dieser Zeit die Möglichkeit, das über vier Meter lange und einen Meter breite Faksimile zu buchen.
Musik und bildende Kunst von Menschenhand
Doch auch Kunst, die durch Menschen geschaffen wurde, gab es beim Aschermittwoch der Künstler natürlich reichlich. Den Gottesdienst gestalteten der Hochschulchor und die Instrumentalisten der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik. Pater Dr. Friedhelm Mennekes SJ, der im Anschluss zum Thema „Oh, mein Gott! Die Frage nach Gott in der zeitgenössischen Kunst“ sprach, zeigte sich von der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes ergriffen: „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich so etwas erleben darf.“ In seinem Vortrag beleuchtete er außergewöhnliche Kreuzesdarstellungen. Er betonte, dass Kunst schon immer voller Religion war und Künstler erstaunlich oft über eine hohe religiöse Kompetenz verfügen. Denn Religion habe wesentlich mit Ungestaltbarem zu tun, von dem die Kunst versucht, es darstellbar zu machen.
(Quelle: Webseite des Bistums Regensburg, 10.02.2016)